"De Duif " - Nr. 10 - 2003 Franziska
Stieneker, Lengerich Lengerich
- Südwestlich vom Autobahnkreuz Lotte - hier kreuzen sich im nördlichen
Bereich Deutschlands die von Hengelo nach Bad Oeynhausen führende
E 30 und die sehr stark befahrene E 37, die von Bremen in Richtung Münster/Dortmund
führt - liegt die kleine etwas über 23.000 Einwohner zählende
Stadt Lengerich. Ein paar Kilometer in südlicher Richtung vom Stadtrand
entfernt wohnen am Häherweg 7 mehr oder weniger ländlich die
Stienekers. Eine taubensportbegeisterte Familie wie man sie nur selten
erlebt. Bei ihnen gibt es Taubensport auf höchstem nationalem Niveau.
Der Name Stieneker ist durch Spitzenplatzierungen, Bestleistungen, Schlagberichte,
Interviews und durch ein hochaktuelles Video in aller Munde. Franziska
Stieneker, die 10-jährige Tochter, ist die ganz große Siegerin.
Franziska Stieneker Ja, und dann ist da noch die kleine Franziska. Ganze 10 Jahre ist sie alt - am 9. März 2003 wird sie 11 - und sie ist eine begeisterte Taubenliebhaberin. Bewusst schreibe ich hier Taubenliebhaberin, denn mit dieser Bezeichnung verknüpft sich ein großes Maß an Liebe zu den geflügelten Athlethen. Gibt es so etwas noch in der mittlerweile nüchternen Welt des Taubensports? Haben wir noch die Zeit, unseren Tauben die Tierliebe entgegen zu bringen, die ihnen zusteht? Gerade die Liebe zwischen Taube und Mensch schafft ein besonderes Band, das unsere Tiere beflügelt schnell nach Hause zu kommen. Oft ist gerade dieses Band stärker als die Sehnsucht des Witwers nach seinem Weibchen oder die Sehnsucht des Weibchens nach ihrem Männchen. Die Tauben fliegen auf den Züchter und sind dadurch hoch motiviert. In unserer heutigen schnelllebigen Zeit müssen wir uns die Frage stellen, ob so etwas überhaupt noch möglich ist. Glauben Sie es mir, es ist möglich. Franziska Stieneker ist mit ihren Tauben dafür der beste Beweis. Man muss sie einmal in ihren Taubenschlägen zwischen den Tauben erlebt haben. Sie verhätschelt ihre Tauben und spielt mit ihnen. Zwischen ihr und ihren Tauben hat sich ein Vertrauensverhältnis entwickelt, wie es besser nicht sein kann. Franziska spielt damit wunderbare Rolle im Taubensport der Familie Stieneker. Ihr Einfluss macht einen großen Teil der Erfolge aus. Wie bereits erwähnt, ist sie erst 10 Jahre alt und damit noch etwas davon entfernt eine richtige Taubenzüchterin zu sein. Der Macher, der Taubenzüchter ist nach wie vor Vater Klaus Stieneker. Wie lange er noch diese Rolle spielt, bleibt abzuwarten. Wenn er nicht aufpasst, laufen ihm seine Frauen den Rang ab. Klaus Stieneker Klaus Stieneker hat über viele Jahre alleine von seinem Schlag gespielt. Seit einigen Jahren spielt er unter dem Namen Klaus Stieneker mit einer hinteren Lage in der Reisevereinigung Greven und unter dem Namen Franziska Stieneker mit einer vorderen Lage in der Reisevereinigung Lengerich. Die Mannschaften wurden praktisch aufgeteilt. In Deutschland ist so etwas möglich. Ob das nun gut oder schlecht ist, darüber kann jeder denken wie er will. Tatsache ist, dass Franziska in ihrer Reisevereinigung 1. RV-Meister und 4. Deutscher Meister wird, während Vater Klaus in seiner Reisevereinigung nur den 7. Platz belegt, aber dafür Platz 2 in der Deutschen Meisterschaft mit den Jungtauben belegt. Das sind Ergebnisse, die eindeutig die Stärke des Lengericher Schlages aufzeigen. Ich hatte schon geschrieben, dass Klaus Stieneker der Taubenzüchter ist, der hinter alledem steht und der die Fäden zieht. Ich will an dieser Stelle auch einmal kurz den Werdegang von Klaus skizzieren. Über
viele Jahre hatte Klaus Stieneker mehr schlecht als recht mit seinen Tauben
gespielt. Im Jahr 1988 hatte er die RV Lengerich verlassen und wechselte
zur RV Greven. Hier hatte er im ersten Reisejahr eine Leistung von 8,9
%. Damals war er ein gern gesehener Gast in Greven. Doch das sollte sich,
nachdem er bis etwa 1995 nur durchschnittlich mit seinen Tauben spielte,
ändern. Die Wende kam mit der Einführung neuer Tauben. Im Juli
1995 bekam Klaus Stieneker von Werner Grundel aus Greven eine komplette
Runde Eier von dessen Zuchtschlag. Insgesamt waren es damals 21 Eier aus
denen dann 18 Jungtiere schlüpften. Von diesen Jungtieren gingen
2 am Haus verloren, die anderen 16 wurden in die Voliere gesetzt. Von
diesen 16 Tauben leben heute noch, also nach acht Jahren noch dreizehn
Tauben. Es sind fast alles Supertauben geworden. Neun dieser Tauben sitzen
heute noch bei Klaus auf dem Zuchtschlag. Gezüchtet wurde aus den
neuen Tauben ab 1996. Bereits ein Jahr später zeigten sie ihr Talent
und erregten großes Aufsehen in der RV. Leider hat Klaus Stieneker
damals einen großen Teil seiner sehr jungen Garde auf dem Endflug
verspielt. Sie hatten gut gepunktet und sollten auf dem letzten Flug ihr
Meisterstück ablegen. Klaus hatte jedoch nicht erkannt, dass die
jungen Tauben den Höhepunkt ihrer Form bereits überschritten
hatten. Von siebzehn gesetzten Tauben kehrten damals neun nicht zurück.
Das war ein herber Rückschlag. Klaus wollte nach diesem Flug ganz
mit dem Taubensport aufhören. Dass er es nicht gemacht hat kann sich
jeder vorstellen. Er hat weiter gezüchtet. Von der Zucht her bleibt
sein Jahrgang 1999 unübertroffen. In der Mannschaft des Jahres 2003
sind noch 11 Tauben des Jahrgangs 1999, von denen mindestens zehn bereits
in einer Saison zweistellige Preiszahlen geflogen haben. Zuchtmäßig
war also 1999 das Zuchtjahr. Allerdings kann sich auch das Jahr 2000 von
der Zucht und den damit verbundenen Erfolgen sehen lassen.
Wenn
man hört und liest, dass von einem Schlag in zwei verschiedenen Reisevereinigungen
gespielt wird, fragt man sich natürlich wie es dazu gekommen ist.
Eigentlich ist das ganz einfach. 1999 begann wie bereits erwähnt
die Erfolgsserie des Klaus Stieneker in der RV Greven. Klaus hatte eine
hintere Lage und so hieß es sehr schnell, dass bei seiner Lage doch
alles möglich ist. War es das wirklich? Steckte hinter den Erfolgen
nicht noch viel mehr? Um dem Gerede und den dummen Sprüchen ein Ende
zu machen, meldete er kurzerhand seine Tochter in der RV Lengerich an.
Die Reisemannschaft wurde geteilt un fortan in zwei Reisevereinigungen
gespielt. Ich denke, dass bei den derzeitigen Leistungen sowohl in der
einen RV als auch in der anderen RV die Kritiker verstummt sind. Am Stüheweg
läuft vieles einfach perfekt ab. Die Versorgung muss erstklassig
sein, denn sonst gäbe es nicht so viele alte erfolgreiche Tauben.
Eine natürliche Taubenhaltung ohne viel Chemie ist ganz bestimmt
ein wesentlicher Punkt in der Brieftaubenhaltung der Stienekers. Vielleicht
sollte ich an dieser Stelle noch etwas zu Schlägen sagen. Es gibt
absolut keine Besonderheiten, Es sind einfache Schläge, gut belüftet
und trocken. Sauberkeitsfanatiker ist Klaus Stieneker nicht. In den Schlägen
liegt viele Monate lang Erbsenstroh. Richtig sauber gemacht wird vielleicht
so einmal im Jahr. Wie die Tauben bei dieser Versorgung aussehen? Hervorragend.
Sie waren in allerbester Verfassung, topfit, mit einem seidenweichen Gefieder,
so dass man sich unwillkürlich fragt wie viel Sauberkeit haben Tauben
überhaupt nötig. Ist die kuschelige Ecke im Stroh, der Kontakt
zum Züchter nicht viel wichtiger als jede übertriebene Sauberkeit
auf dem Schlag. Am Ende meines Berichts können wir uns damit da Frage
stellen, was motiviert mehr, der sterile, ewig saubere Taubenschlag oder
das besondere Band zwischen Züchter und Tauben. Egal welche Antwort
wir dazu geben, fest steht die Qualität der Tauben muss hervorragend
sein, denn ohne die Qualität der Tauben sind Erfolge im Taubensport
nicht möglich. bei den Stieneker in Lengerich ist diese Qualität
reichlich vorhanden. Die Stienekers sind sind würdige Gouden-Duif-Sieger
2002. von
Dirk Zoland, Minden aus |