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Franziska & Klaus Stieneker:
Der unaufhaltsame Aufstieg zur Spitze

Josef Ernst berichtet aus dem Münsterland

Es gibt Sportler, die trainieren täglich mehrere Stunden und lernen es nie. Dann gibt es andere, die tun viel weniger, doch was sie tun, hat "Hand und Fuß " und sie sind im Endeffekt genauso erfolgreich wie ein "Viel-Trainierer ". Dann gibt es Sportler, denen ist alles in die Wiege gelegt und sie schaffen es sogar mit einem Holzbein, Tore zu schießen. Derartige Talente gibt es auch im Brieftaubensport. Ich kannte einmal einen alten Züchter, der zuvor lange Jahre Schäfer war. Er hatte aber nicht nur mit etwas Schafen am Hut, denn er konnte auch mit Kaninchen umgehen und selbst seine Katze war etwas besonderes.

Nichts anders verhielt es sich mit seinen Tauben: Sie waren immer etwas "Besonderes" und das völlig ohne "Schnick-Schnack" und den ganzen modernen Rummel - wie der alte Züchter immer meinte.
Ich war in diesem Jahr zweimal zu Besuch bei Franziska & Klaus Stieneker in Lengerich.
Die Reiseleistungen entsprechen den Anforderungen eines Spitzenzüchters, die Aufwendungen dagegen, sehen eher normal aus. Ist Klaus Stieneker folglich ein Talent, wie oben beschrieben? Wurde ihm alles in die Wiege gelegt? Oder sind es wirklich nur die guten Tauben? Ist es die geographische Lage oder hat er das richtige Mittelchen gefunden?
In der Kürze der Zeit konnte ich auf viele Fragen keine Antwort finden (Ehrlich gesagt, interessieren mich diese sog. Geheimnisse ohnehin nicht, denn sie existieren meistens nur in den Köpfen der Züchter). Was ich jedoch festgestellt habe: An erster Stelle stehen die hervorragenden Tauben. Diesbezüglich bleiben in Lengerich keine Wünsche offen. Das es nicht unbedingt Janssen-Tauben sein müssen, wird hier deutlich bewiesen. In erster Linie ist die Leistung entscheidend und nur die zählt unterem Strich.
Wer kennt in Deutschland nicht Werner Grundel? Durch seine fachmännische Beratung, einhergehend mit dem Erwerb einer kompletten Runde Eier seines Zuchtschlages (Linie: "Marcel"), kam Mitte der 90-er Jahre die Wende bei Klaus Stieneker. Von da an wurde gezielt ein Stamm aufgebaut, der sich heute vorrangig an den Basistauben von Gummarus Leysen orientiert. Dazu wurde gezielt von Dirk van Dyck und anderen Spitzenzüchtern, die mit dieser Sorte Top-Ergebnisse abliefern, Verstärkungen in die Zuchtvoliere geholt.
Durch ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu Günter Prange, das sich vor allem durch eine intensive Beratung in allen Situationen rund um den Sport bemerkbar macht, kamen auch Tiere aus Meppen hinzu. Last not least sind es Tauben von Horst & Frank Sander. die sich nachhaltig in der Preisliste wiederfinden. Dazu gesellen sich einige Solisten, die nicht unbedingt Leysen-Blut in den Adern haben und fertig scheint die Zuchtstrategie.
Ob man in dieser Hinsicht von Zuchtstrategie sprechen kann, ist eine andere Frage. Da in diesem Jahr bereits wieder die Jungtiere mit Blick auf die vielen Spitzenpreise kaum zu überbieten sind, lautete meine Frage, ob nun tatsächlich irgend ein System angewandt werde? "Nein", meinte Klaus Stieneker. "es ist heute jedoch für mich viel einfacher geworden. Die erfolgreichen Paare kamen wieder so zusammen. wie in den letzten Jahren: die "Neuen" wurden ähnlich verpaart und warum soll dann die Nachzucht dümmer sein als in den Jahren zuvor?" Genauso wird zu Beginn mit dem Vorbenennen verfahren: Es werden kurzerhand die Geschwister der erfolgreichen Jungtauben vom letzten Jahr vorbenannt - dann muss es passen. Und es hat wieder gepasst, wie die sensationellen Ergebnisse eindrucksvoll unterstreichen!
Die Taubenschläge und das Umfeld in Lengerich sind nichts besonderes; umgeben von Wald und vor dem Schlag ein Maisfeld könnte die Anlage überall ihre Dienste tun. Spachtel und Besen sind bei Stieneker's nicht unbedingt täglich im Einsatz, was den Tauben aber offensichtlich nicht sonderlich schadet. Die Zellen sind ohne "Zauberkiste" und jeglichen Motivationsecken. Lediglich bei den Jungtauben stehen ein paar "Separees" zur Verfügung. Die Grundversorgung weicht auch nicht von der Norm ab, der Tierarzt wird hier nicht reich. Eine medizinische Grundversorgung ist zwar gesichert, ansonsten werden kränkelnde Tauben eher ausgemerzt. Das einzige was regelmäßig zur Anwendung kommt, ist die "Prange-Suppe" und damit verbunden das gesamte System, wie es von Dr. Schwidde empfohlen wird. Ansonsten reduziert sich alles auf das Wesentliche und hier vor allem auf das, was man nicht sieht: Der Wille, schnell und auf dem kürzesten Weg nach Hause zu fliegen, kurze Erholungsphasen, dazu Vitalität und Gesundheit gepaart mit einer Taubensorte, die alle Entfernungen erfolgreich bewältigen kann. Das sind die Erfolgstauben der Familie Stieneker. Vorurteile, die besagen, dass die "Leysen-Tauben reine Kurzstreckentauben sind, wurden in diesem Punkt nachhaltig widerlegt.
Beim Blick auf die aktuellen Leistungen und quasi als Zugabe in den vergangenen zwei Jahren 26 x 1. Konkurs, (erzielt in zwei Reisevereinigungen), kann man wahrlich neidisch werden. Und trotzdem bin ich sicher. Dass Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht! Bei Stieneker's sitzen noch Reserven.

von Josef Ernst aus
"TaubenMarkt - Die Sporttaube" - Oktober 2002

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