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- Die Sporttaube" - Oktober 2002
Franziska
& Klaus Stieneker:
Der unaufhaltsame Aufstieg zur Spitze
Josef
Ernst berichtet aus dem Münsterland
Es
gibt Sportler, die trainieren täglich mehrere Stunden
und lernen es nie. Dann gibt es andere, die tun viel weniger,
doch was sie tun, hat "Hand und Fuß " und
sie sind im Endeffekt genauso erfolgreich wie ein "Viel-Trainierer
". Dann gibt es Sportler, denen ist alles in die Wiege
gelegt und sie schaffen es sogar mit einem Holzbein, Tore
zu schießen. Derartige Talente gibt es auch im Brieftaubensport.
Ich kannte einmal einen alten Züchter, der zuvor lange
Jahre Schäfer war. Er hatte aber nicht nur mit etwas
Schafen am Hut, denn er konnte auch mit Kaninchen umgehen
und selbst seine Katze war etwas besonderes.
Nichts
anders verhielt es sich mit seinen Tauben: Sie waren immer
etwas "Besonderes" und das völlig ohne "Schnick-Schnack"
und den ganzen modernen Rummel - wie der alte Züchter
immer meinte.
Ich war in diesem Jahr zweimal zu Besuch bei Franziska &
Klaus Stieneker in Lengerich.
Die Reiseleistungen entsprechen den Anforderungen eines Spitzenzüchters,
die Aufwendungen dagegen, sehen eher normal aus. Ist Klaus
Stieneker folglich ein Talent, wie oben beschrieben? Wurde
ihm alles in die Wiege gelegt? Oder sind es wirklich nur die
guten Tauben? Ist es die geographische Lage oder hat er das
richtige Mittelchen gefunden?
In der Kürze der Zeit konnte ich auf viele Fragen keine
Antwort finden (Ehrlich gesagt, interessieren mich diese sog.
Geheimnisse ohnehin nicht, denn sie existieren meistens nur
in den Köpfen der Züchter). Was ich jedoch festgestellt
habe: An erster Stelle stehen die hervorragenden Tauben. Diesbezüglich
bleiben in Lengerich keine Wünsche offen. Das es nicht
unbedingt Janssen-Tauben sein müssen, wird hier deutlich
bewiesen. In erster Linie ist die Leistung entscheidend und
nur die zählt unterem Strich.
Wer kennt in Deutschland nicht Werner Grundel? Durch seine
fachmännische Beratung, einhergehend mit dem Erwerb einer
kompletten Runde Eier seines Zuchtschlages (Linie: "Marcel"),
kam Mitte der 90-er Jahre die Wende bei Klaus Stieneker. Von
da an wurde gezielt ein Stamm aufgebaut, der sich heute vorrangig
an den Basistauben von Gummarus Leysen orientiert. Dazu wurde
gezielt von Dirk van Dyck und anderen Spitzenzüchtern,
die mit dieser Sorte Top-Ergebnisse abliefern, Verstärkungen
in die Zuchtvoliere geholt.
Durch ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu Günter
Prange, das sich vor allem durch eine intensive Beratung in
allen Situationen rund um den Sport bemerkbar macht, kamen
auch Tiere aus Meppen hinzu. Last not least sind es Tauben
von Horst & Frank Sander. die sich nachhaltig in der Preisliste
wiederfinden. Dazu gesellen sich einige Solisten, die nicht
unbedingt Leysen-Blut in den Adern haben und fertig scheint
die Zuchtstrategie.
Ob man in dieser Hinsicht von Zuchtstrategie sprechen kann,
ist eine andere Frage. Da in diesem Jahr bereits wieder die
Jungtiere mit Blick auf die vielen Spitzenpreise kaum zu überbieten
sind, lautete meine Frage, ob nun tatsächlich irgend
ein System angewandt werde? "Nein", meinte Klaus
Stieneker. "es ist heute jedoch für mich viel einfacher
geworden. Die erfolgreichen Paare kamen wieder so zusammen.
wie in den letzten Jahren: die "Neuen" wurden ähnlich
verpaart und warum soll dann die Nachzucht dümmer sein
als in den Jahren zuvor?" Genauso wird zu Beginn mit
dem Vorbenennen verfahren: Es werden kurzerhand die Geschwister
der erfolgreichen Jungtauben vom letzten Jahr vorbenannt -
dann muss es passen. Und es hat wieder gepasst, wie die sensationellen
Ergebnisse eindrucksvoll unterstreichen!
Die Taubenschläge und das Umfeld in Lengerich sind nichts
besonderes; umgeben von Wald und vor dem Schlag ein Maisfeld
könnte die Anlage überall ihre Dienste tun. Spachtel
und Besen sind bei Stieneker's nicht unbedingt täglich
im Einsatz, was den Tauben aber offensichtlich nicht sonderlich
schadet. Die Zellen sind ohne "Zauberkiste" und
jeglichen Motivationsecken. Lediglich bei den Jungtauben stehen
ein paar "Separees" zur Verfügung. Die Grundversorgung
weicht auch nicht von der Norm ab, der Tierarzt wird hier
nicht reich. Eine medizinische Grundversorgung ist zwar gesichert,
ansonsten werden kränkelnde Tauben eher ausgemerzt. Das
einzige was regelmäßig zur Anwendung kommt, ist
die "Prange-Suppe" und damit verbunden das gesamte
System, wie es von Dr. Schwidde empfohlen wird. Ansonsten
reduziert sich alles auf das Wesentliche und hier vor allem
auf das, was man nicht sieht: Der Wille, schnell und auf dem
kürzesten Weg nach Hause zu fliegen, kurze Erholungsphasen,
dazu Vitalität und Gesundheit gepaart mit einer Taubensorte,
die alle Entfernungen erfolgreich bewältigen kann. Das
sind die Erfolgstauben der Familie Stieneker. Vorurteile,
die besagen, dass die "Leysen-Tauben reine Kurzstreckentauben
sind, wurden in diesem Punkt nachhaltig widerlegt.
Beim Blick auf die aktuellen Leistungen und quasi als Zugabe
in den vergangenen zwei Jahren 26 x 1. Konkurs, (erzielt in
zwei Reisevereinigungen), kann man wahrlich neidisch werden.
Und trotzdem bin ich sicher. Dass Ende der Fahnenstange ist
noch nicht erreicht! Bei Stieneker's sitzen noch Reserven.
von
Josef Ernst aus
"TaubenMarkt
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